Kapazität bei Plattenspieler-Cinch-Kabeln Technics SL1200 MK2

Mich hat letztens die Frage beschäftigt, ob mein Technics SL1200 Mk2 ein 120pf-Kabel hat oder die „schlechtere“ Variante mit 325pf, die laut Infos aus dem Web zwar nur um 2009 produziert wurde, aber anhand der Form des Cinch-Steckers zu identifizieren ist. Der Wert „pF“ bedeutet „pico Farad“ und bemisst die Kapazität, in diesem Fall vom Cinchkabel inkl. den Steckern und den Kabel bis zum SME-Bajonett. Dieser Wert hat durchaus einigen Einfluss auf die gesamte Klangcharakteristik bei der Nutzung von MM-Tonabnehmern. Falls die Gesamtkapazität im System zu hoch wird, klingen Tonabnehmer harsch, spitz, höhenlastig und Oberflächengeräusche werden deutlicher hörbar. Also alles Eigenschaften, die man beim Vinylhören nicht wirklich haben möchte. Daher wäre ein Technics mit 325pF-Kabel soundtechnisch nicht wirklich optimal für alle Standard-MM-Tonabnehmer.

Mein Technics ist von ca. 2003, hatte aber keine der hier beschriebenen Cinchstecker-Varianten.

Also habe ich mir dieses Messgerät besorgt und bin nach einer Anleitung vorgegangen, die mir der User Albus aus dem HIFI-Forum netterweise mitgeteilt hat:

Am Plattenspieler:
– Netz AUS
– Headshell abnehmem, sofern mit montiertem Tonabnehmer werden zum Ausgleich dem Messwert 7 pF addiert.
– Audiokabel freilegen, gestreckt liegen lassen, nicht rollen oder knicken, RCA-Stecker wackelfrei für Messspitzenandruck positionieren.

Am Messgerät:
— Nach Bedienungsanleitung auf Kapazität stellen. Der kleinste Messbereich ist hier wirksam, offenbar automatisch je nach anliegendem Objekt, Messbereich 4 nF (vier Nanofarad = 4000 pF, 1 nF = 1000 pF) mit kleinstem Anzeigewert 0,001 nF = 1 pF.

— Gerät einschalten – die Messleitungen in die Nähe der RCA-Stecker legen, es wird ein Wert im Display angezeigt – der interne Basiswert für das mit Messleitungen verbundene Gerät. Den Wert notieren für den Fall, wenn einst ohne REL gemessen wurde, dann ist der Wert vom Anzeigewert zu subtrahieren.

— Jetzt: die Funktion REL einschalten – es wird im Display Null angezeigt.

— Nundie Messleitungen wie folgt an einen RCA-Stecker anlegen: rote Leitung an die Signalpinspitze, die schwarze Leitung an den Massering des RCA-Steckers. Mit etwas Druck wackelfrei die Messung ermöglichen.

— Im Display ist der Messwert für die Strecke >>RCA-Stecker bis SME-Bajonett<< abzulesen. Unter der REL-Funktion nur für diese Strecke, d.h. ohne irgend geräteinternen Basiswert.

— Dem soeben erhaltenen Messwert die 7 pF für eine tyische Headshell mit vier Kontaktkabeln addieren. Die Summe ist die gesuchte Kapazität.

Erläuterung zum Messwert, Anzeige
– 0.001 nF = 1 pF
– 0.010 nF = 10 pF
– 0.120 nF = 120 pF
– 0.250 nF = 250 pF
– 0.254 nF = 254 pF
– 0.336 nF = 336 pF

Dadurch konnte ich nun nachweisen, das mein Technics wohl das „gute“ Kabel verbaut hat, da meine Messwerte um 0,08 bis 0,13 mit Spitzen um 0,12-0,15 haben. Man darf ja nicht vergessen, dass es sich hier nur um ein ganz einfaches Meßgerät handelt und die zu ermittelnden Werte nano, bzw. picoFarad sind.

Umbau Yamaha A-S701 – Phonostufe von 470 auf 100pf

Hallo zusammen,

Seit geraumer Zeit steht hier ein Yamaha A-S701 und fast genauso lange nervt mich die unmöglich hohe Eingangskapazität der Phonostufe von 470 pf. Ohne mich jetzt zu sehr ins Detail zu gehen (vielleicht später mal) – mit diesem Wert kann man kaum einen MM-Tonabnehmer innerhalb der Spezifikationen betreiben. Selbst die gutmütigen Ortofons sind damit überfordert. Das Resultat – es klingt spitz, höhenlastig und damit einfach nervig. Die Kapazitätswerte haben also direkten Einfluss auf den Frequenzgang.  Nebenbei – dadurch erklären sich übrigens auch Aussagen wie „dieser Tonabnehmer klingt mir zu dünn“  oder umgekehrt „klingt zu dunkel, muffig etc“. Liegt demnach also an einer ungünstigen Kombination aus dem Wert der Phonostufe + der Kabel.

Kapazitätskritische Audio Technics-Tonabnehmer kann man sich beim „unbehandelten“ Yamaha direkt klemmen, da diese eine Gesamtkapazität von max. 200 pf von Phonostufe und Verkabelung einfordern. Nachdem ich ein bisschen recherchiert und mir die Schaltpläne angeschaut habe, war relativ schnell klar, welche Kondensatoren man hier tauschen muss. Die Aktion ist relativ simpel und auch mit geringen E-Technik-Kenntnissen zu bewerkstelligen.

Als erstes habe ich mir Folienkondensatoren mit 100pf besorgt, in diesem Fall von reichelt (Link unten) FKP2 PP-Puls-Kondensator, 100 pF, 2,5 %, 630 VDC, RM 5. Mit diesem Wert ist man allerdings bei der Verwendung eines Technics SL1200 MK2 schon wieder in einem grenzwertigen Bereich, was die Gesamtkapazität angeht, da der Technics selber ca. 120 pf mitbringt. Trotzdem erscheint mir dieser Wer als guter Kompromiss, da man somit bei der Wahl des Tonabnehmers später variabel ist (es gibt ja auch Abnehmer, die mit höheren Kapazitäten besser klarkommen).

Man schraubt also den Verstärker zunächst einmal auf – die Phonoplatine ist auf der linken Seite zu finden. Es ist nicht ganz ohne Herausforderung, diese auszubauen. Man sollte das Board etwas stützen, damit es nicht zu stark biegt. Letztlich wird es durch die kleine Nase im oberen Bild fixiert (siehe Markierung) und mit einem vorsichtigen Zug kann man diese dann schließlich herausziehen. Achtung, hier nicht wild hin- und herwackeln, sondern immer nur ganz leicht den Zug erhöhen.

Die auszutauschenden Kondensatoren habe ich im Bild ebenfalls markiert.

Vorher:

Nachher:

Nach dieser Modifikation ist es nun endlich möglich, auch ein Audio technica 440/540 zu betreiben, ohne den Eindruck einer Höhenlastigkeit zu haben. Das ist nämlich bei diesem Tonabnehmer unter den richtigen Bedingungen absolut nicht der Fall. Der Klang ist sehr differenziert und ausgewogen, auch bei Rock und Metal. Gleichzeitig hat man durch den Microline-Schliff den riesigen Vorteil der äußerst geringen „Inner groove distortion“, also der sehr geringen bis kaum wahrnehmbaren Verzerrung zum Plattenende.